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Von der einsamen Insel bis zur Großstadt

Vier Monate Karibik und neun Wochen ABC Inseln

Es sind bereits wieder mehr als sechs Monate vergangen seit dem letzten Newsletter. Nicht, dass in dieser Zeit nichts Spannendes geschehen ist, ganz im Gegenteil. Dadurch blieb auch immer weig Zeit, all die Eindrücke in Worte zu fassen.

Nach der intensiven und erlebnisreicher Zeit auf Dominica, ging es weiter die Leeward Inseln der Karibik hoch. Mit unterschiedlicher Crew genossen wir die Zeit auf Guadeloupe, Antiqua und Barbuda. Letztere Insel ist von der Ferne kaum zu erkennen, denn sie ist sehr flach und besteht auf der einen Seite nur aus Sand. Nachdem wir uns durch das Riff manövrierten, dank guter Karte und Ausguck, fiel der Anker auf einer Tiefe von vier Meter im herrlichen türkisfarbigen Wasser. Die nächsten Tage verbrachten wir also mit Schnorcheln, sonnen baden und der erfolglosen Jagd nach Lobstern, die sich gekonnt unter irgendwelchen Steinen und Felsen vor uns versteckten. An einem Tag machten wir einen Ausflug in die Stadt Carlington. Dieser war schockierend für uns. Gefühlt 80% der Häuser sind weiterhin zerstört vom Hurrikan Irma, welcher hier im November 2017 wütete. Teilweise sieht man Häuser, die während des Sturmes blitzartig verlassen wurden, die Kleider im Kleiderschrank hängen weiterhin da und Kinderspielzeuge liegen im Wohnzimmer oder im Vorgarten herum. Einige auf der Insel Gebliebene erzählten uns, dass die Einheimischen vom Hurrikan geflüchtet sind und nie wieder zurückgekehrt sind. Barbuda, welche mit Antiqua zusamnen einen Staat bildet, hatte praktisch keine Unterstützung zum Wiederaufbau erhalten. Für uns war es das ein sehr trister Anblick und ich schätze wiedereinmal, wie gut es uns in Europa doch geht. Mit Jan aus Bern und Cyrille aus Zürich ging es dann über St. Barth nach Sint Maarten (Niederländisch) oder Saint Martin (französisch). Ja genau die beiden Länder teilen sich die 121 Quadratkilometer kleine Insel, wobei der französische Teil ein wenig größer ist. Beide Inseln waren für uns jedoch weniger spektakulär und boten für unsere Verhältnisse wenig. Sicherlich hätten wir in Designerläden unser Geld lassen können oder in einem der überteuerten Restaurants unser Geld verjubeln können. Wir aber suchten eher das unberührte und die Natur. Einziges Highlight auf Sint Maarten war der berühmte Flughafen, bei welchem man sich hinter die Start- und Landepiste stellen konnte um sich beim Start der Maschine den Sand in die Augen wehen zu lassen. Es war jedoch ganz witzig zu sehen und zu spüren was für eine Kraft ein Airbus 743 beim Start aufwenden muss, um die Tonnen ins Rollen zu bringen. Ein Selfie mit Airbus im Hintergrund konnte ich mir nicht entgehen lassen. Auf Instagram teile ich viele Fotos, schaut also gerne rein.


Für uns gings dann jedoch wieder Richtung Süden über die unbekannten Inseln Sint Eustatius, St. Kitts und Navis und Montserrat. Inseln, die die Wenigsten von euch wohl jemals gehört haben (ging uns vorher auch so). Auf den Überfahren wurde fleissig gefischt, resp. teilweise auch nur der Köder gebadet. Geangelt haben wir ab und zu auch unseren eigenen Köder, da wir zwei Leinen nachgezogen hatten. Dann hiess es wieder eine Weile die Leinen entwirren. Aber auf einer Überfahrt hat man für so etwas ja genug Zeit, wenn der Autopilot brav seine Arbeit verrichtet. Wir waren dann aber dennoch erfolgreich und haben den einten oder anderen Fisch herausgezogen. Aber ein Mahi-Mahi wollte partout nicht an Bord kommen. Tiefpunkt war eines Morgens als wir in kürzester Zeit zwei Mahi-Mahi an der Angel hatten. Beim Ersten liess das Material nach, der Zweite ist zwei Meter vor dem Boot in die Freiheit geflüchtet. Die Stimmung war für einige Stunden etwas geknickt.

Auf Montserrat, die Musikgruppe Beatles hatte hier einige Jahre ihren kreativen Urlaub verbracht, einige Songs sind wohl auch hier entstanden, ist uns einen riesigen Lobster vor die Flinte gekrabbelt. Cyrille hatte den im Sand krabbelnden Lobster, diese verstecken sich sonst geschickt hinter und unter den Steinen, mit der Harpune erlegt. Das Festmahl konnte beginnen.


Auf den weniger touristischen Inseln genossen wir die Natur und waren viel zu Fuss unterwegs. Wir liessen es jedoch nicht aus auch einmal per Anhalter unser Ziel zu erreichen. Auf Dominica schafften wir es sechs Mal am gleichen Tag eine Mitfahrgelegenheit zu erhalten. Die Menschen auf Dominica waren wirklich immer sehr herzlich zu uns.


In jedem Land muss einerseits das Boot einklariert werden, anderseits die Crew. Das gleiche Prozedere dann wieder beim Ausklarieren. Je nach Land muss man zuerst zu Customs und anschliessend zur Immigration. Teilweise gibt es noch eine Health Abteilung. Zu einfach wäre es ja wenn alle Büros die gleichen Öffnungszeiten hätten und am gleichen Ort wären. Das ganze Prozedere kann somit mehrere Stunden dauern wie bei uns beim Ausklarieren auf Navis. Zuerst war das Büro geschlossen obwohl es geöffnet haben sollte, da anscheinend die Dame welche Schicht hätte den Prinz in Empfang nehmen müsste. Zunächst wunderten wir uns, welchen Prinzen sie wohl meinte…. Nach einer halben Stunde kam die Dame ganz gemütlich hergelaufen und wir konnten unsere Pässe abstempeln lassen. Danach ging es eine Tür weiter um die notwendigen Papiere abzuholen. Naja ein Lächeln konnte ich der Dame abverlangen als ich meinte, sie könne ja mit dem Prinzen essen gehen. Die Freundlichkeit der Offiziellen ist je nach Land, Wochentag, Tageszeit und wohl auch der Mondphase ganz unterschiedlich. Das Arbeiten hat aber bis jetzt keiner erfunden.


Nachdem wir alle Papiere zusammen hatten gingen wir zu den anstehenden Festlichkeite, welche ja anscheinend für den Prinzen vorbereitet wurden. Wir schauten dann schon sehr blöd rein als dann tatsächlich Prinz Charles und Camilla auftauchten und nicht irgendein wischiwaschi Prinz. Wir dürften sogar den beiden die Hände schütteln und zwei Sätze austauschen.


Wir haben zu dritt die Natur in vollen Zügen genossen und sind auch viel gewandert. Soweit ich mich erinnern kann haben wir keinen Vulkan in dieser Gegend ausgelassen. Mit unserem festen Schuhwerk aka Flip Flops sind wir die Berge hoch- und runtergerannt. Wir waren meistens schneller und flinkiger unterwegs als alle anderen Touristen mit festem Schuhwerk. Nur einmal passierte mir ein Malheur, und zwar auf Dominica. Wir liefen durch Matsch, Schlamm und Gestrüpp zu einem Wasserfall der auf unserer Karte von maps.me eingetragen war. Silvana wollte bereits kurz nachdem der offizielle Pfad endete umdrehen, hat aber dann tapfer durchgehalten (ich glaub sie verfluchte uns an diesem Tag). Auf dem Rückweg mussten wir einen relativ steilen Hang wieder hochklettern. Bei einem grösseren Felsvorsprung rutschte ich mit der Hand ab, in der Folge verlor ich das Gleichgewicht und fiel rückwärts runter. Nach zwei Meter verfing sich zum Glück mein rechtes Bein in einem Baum und ich blieb hängen. Silvana, welche hinter mir lief, hatte sicherlich den Schock ihres Urlaubes. Dies bestätigte dann auch ihre Pulsuhr, welche den höchsten Wert der beiden Urlaubswochen verzeichnete. Ein bisschen verwirrt und unter Schock kletterte ich die Böschung wieder hoch und lief weiter. Hatte jedoch dann die nächsten zwei Wochen schon bisschen Nackenschmerzen.


Mit Sophia und Patricia, welche bereits im Mittelmeer an Bord waren, ging es von Martinique Richtung Süden. Patricia nahm zur Verstärkung ihren Freund Bene mit, der durch etliche Verspätung von der innerkaribischen Airline Liat, erst mit einem Tag Verspätung eintraf. Über St. Lucia, St. Vincente und die Grenadinen ging es nach Grenada. In den Tobago Cays, Insel Archipel in St. Vincente und der Inbegriff der Karibik (Postkartenartiger Sandstrand und Palmen), liessen wir die Seele baumeln. Das neu gesponserte SUP (herzlichen Dank dafür) wurde ausgepackt und es wurde fleissig gegen Wind und Welle gepaddelt. Es wurde geschnorchelt, Fische und Rochen bestaunt, fleissig Sundowner getrunken oder einfach die Atmosphäre genossen. Ein Highlight war bestimmt auch das Lagerfeuer welches wir am Strand entfachten (mit Holz welches ich seit Sardinien mit dabei hatte). Schlangenbrot und den selbst gekaufte Lobster schmeckten hervorragend!

Vor dem grossen Crewwechsel auf Grenada konnten wir die bekannten Unterwasserskulpturen eines engländischen Künstlers bestaunen (seht die Bilder an) und eine Nutmeg (Muskatnuss) Farm besuchen.

Zusammen mit Anja ging es dann auf die Erste der ABC Insel, nach 'B' Bonaire. Aufgrund der aktuellen politischen Lage haben wir auf einen Besuch des Inselarchipels Los Roques, welches zu Venezuela gehört, verzichtet und extra einen grösseren Bogen gesegelt. In den Nächten der dreitägigen Fahrt haben wir aufgrund der vorstehenden Problematik sogar auf die Positionslichter und AIS (Automatic Indification System) verzichtet. Ansonsten war die Überfahrt zu zweit sehr gemütlich, da der Wind schön von achterterlich (von hinten) kam. Die teilweise hohen Wellen haben uns zusätzlich in die richtige Richtung geschoben. Und tatsächlich haben wir den bis zum heutigen Tag letzten Fisch gefangen, ein Mahi-Mahi. Immer wieder ein Highlight ein solches Tier aus dem Wasser zu ziehen.


Auf Bonaire blieben wir rund zwei Wochen und verbrachten die Zeit mit Schnorcheln (Bonaire gehört zu den Top Spots der Welt was das Tauchen angelangt), haben unsere ersten Kite Erfahrungen gesammelt, haben den überteuerten Nationalpark besucht und sind endlich mit anderen Fahrtenseglern in Kontakt gekommen. Etwas was ich bis zu diesem Zeitpunkt vermisst hatte. Bislang waren wir, sei es im Mittelmeer oder in der Karibik, immer umgeben von Wochenchartern, welche das Boot für eine oder zwei Wochen gechartert hatten. Diese waren unter sich und wollten nicht in ihrem Urlaub gestört werden. Ab Grenada sind keine Charterboote mehr in Sicht, die Anzahl der Boot hat sich sowieso drastisch verringert.


Auf Bonaire wurden wir dann auch das erste mal sozial aktiv, soll nicht heissen dass wir bislang assozial unterwegs waren, nein wir haben uns einer Plastic Free Organisation angeschlossen und bei einem Beach Clean-up mitgeholfen. Innert einer Stunde wurden etliche Plastiksäcke (OK ist bisschen kontrovers bei einer Plastik Sammelaktion Plastiksäcke zu verwenden, aber es ist nun mal das Einfachste) gefüllt. Es ist erschreckend wieviel Plastikmüll angeschwemmt wird. Noch frustrierender war beim Berühren einiger Petflaschen, als diese in hundert kleine Teilchen verfielen. Dies zeigt leider wie lange der Müll bereits dort liegt und wie poröse das Plastik wird. Für uns war es die erste Erfahrung in diesem Bereich und zusätzlich eine gute Art um mit lokalen Menschen in Kontakt zu kommen. Und tatsächlich lernten wir das holländische (Bonaire gehört zu den Niederlanden) Pärchen Laura und Vessel kennen. Sie verbrachten einen herrlichen Abend bei uns an Bord mit Wein und Flammenkuchen, wir durften dann am nächsten Tag ihren Scooter ausleihen und Vessel zeigte uns eine eindrückliche Unterwassergrotte.


Anschliessend ging es nach Curaçao. Weil wir gleichzeitig fasziniert und auch geschockt waren von der Plastikmüll Aktion auf Bonaire haben wir uns wiederum mit einer Wohltätigkeitsorganisation auf Curaçao in Verbindung gesetzt. So kam es, dass wir bereits am zweiten Tag um 0700, per Zufall auch von einem Deutschen, abgeholt wurden. Wir verstanden uns sehr gut mit Giacomo sowie mit Sabine, welche im gleichen Gebäude eine Seaturtel Conversation führte. Wir fühlten uns ebenfalls wohl und verbrachten einige Stunden und Tage bei ihnen. Entweder haben wir geholfen Pet Deckel zu sortieren, welche später dann einmal eingeschmolzen und verarbeitet werden oder wir lagen einfach in der Hängematte und quatschen. Auf Curacao fühlten wir uns wohl und einige Jahre jünger. So kam es, dass wir teilweise bis früh in die Morgenstunden das Tanzbein schwangen.


Wir haben aber nicht nur Pet Deckel sortiert, sondern haben auch die Hauptstadt Willlemstad mit der bekannten Schwenkbrücke besichtigt, waren mit riesigen Schildkröten Schnorcheln und haben den Nationalpark erforscht. Nach vier Wochen, ich hätte mir vor meiner Abreise nie vorstellen können an einem Ort solange zu bleiben, aber Schwub war die Zeit im Fluge vorbeigegangen, ging es weiter zur letzten ABC Insel nach Aruba.


Aruba diente uns nur als Zwischenstopp um ein geeignetes Wetterfester nach Kolumbien zu erwischen. Das Capo de la Vela in Kolumbien gehört zu den fünf berüchtigten Caps der Welt. Einerseits herrscht dort immer sehr viel Wind, anderseits türmen sich die Wellen auf. Zusammen mit der SY Limelight sind wir früh morgens gestartet und haben ein optimales Wetterfenster erwischt. Teilweise hatten wir sogar fast zu wenig Wind, die Wellen stiegen aber schon bis zu drei Meter hoch. Nach 253 Seemeilen sind wir praktisch zeitgleich mit der SY Limelight in Kolumbien angekommen. Hier werden wir nun ein Weilchen bleiben und mit dem Rucksack das Land erkunden..


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